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Die verborgenen Zeiten der Vergebung – Teil 2

Die verborgenen Zeiten der Vergebung – Teil 2

Der Gelehrte Al-Hâfidh Ibn Hadschar Al-Asqalânî (Allâh erbarme sich seiner) untersuchte die Texte und Aussagen der rechtschaffenen Vorfahren über das genaue Datum der Laila Al-Qadr und schloss daraus: „Die Gelehrten haben große Meinungsunterschiede über das konkrete Datum der Laila Al-Qadr, und infolgedessen erreichten uns mehr als vierzig Ansichten. Dies gleicht in etwa dem, was in Bezug auf die Stunde am Freitag, in der die Bitten besonders beantwortet werden, überliefert ist. Beide ähneln sich darin, dass sie verborgen gehalten wurden, um die Menschen zu ermuntern, sie ernsthaft zu suchen.“ Dann erwähnte er sechsundvierzig Ansichten und Meinungen zum genauen Datum von Laila Al-Qadr. Es ist eine äußerst wertvolle Abhandlung, voll mit Schlussfolgerungen, Diskussionen über vorzuziehende Ansichten und Einwänden zu jeder Ansicht. Er führte jede Meinung auf die rechtschaffenen Vorgänger und Prophetengefährten zurück und zitierte die jeweiligen Quellen und Überlieferungsketten. Diese wertvolle Untersuchung von Al-Hâfidh Ibn Hadschar umfasst mehr als 15 Seiten in seinem umfangreichen Kommentar zum „Sahîh Al-Buchârî“. Er fasste alle relevanten Aussagen über das genaue Datum der Laila Al-Qadr zusammen und schloss seine Erklärung mit den Worten: „Die vorzuziehende Meinung ist, dass sie auf eine ungerade Nacht unter den letzten zehn Nächten des Monats fällt und sich innerhalb dieser Nächte (jedes Jahr) bewegt. Dies kann aus den diesbezüglichen Hadîthen verstanden wird. Am wahrscheinlichsten tritt sie in einer der ungeraden Nächte der letzten zehn auf, am wahrscheinlichsten in der Nacht jeweils vor dem 21. oder 23. Tag des Monats (nach den Schâfi'iten) oder in der Nacht vor dem 27. Tag (nach der Mehrheit der Gelehrten).“

Unabhängig davon, welche dieser Meinungen richtig ist, wurde vom Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) authentisch überliefert, dass er zu seinen Gefährten sagte: „Ich bin gekommen, um euch von der Laila Al-Qadr zu berichten, aber gewisse Leute stritten sich, so dass das Wissen darüber weggenommen wurde. Doch es mag zu eurem eigenen Wohl sein. Sucht also nach ihr am (Vorabend des) 29., 27. und 25. Tag (des Ramadân)!“ (Musnad Ahmad, Al-Buchârî).

Der Text stellt klar, dass der Prophet, (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) dazu gebracht wurde, das genaue Datum der Laila Al-Qadr zu vergessen. Er kannte diesen Zeitpunkt nicht und noch weniger die Gefährten und die Generationen, die ihnen folgten. Der Hadîth sagt auch, dass es gut für uns ist, dass das genaue Datum unbekannt ist. Wer über die Überlieferungen nachdenkt, erkennt, dass obwohl einige von ihnen die Laila Al-Qadr auf die mittlere der letzten sieben Nächte oder auf eine der ungeraden Nächte der letzten zehn Nächte oder auf eine der sieben bzw. zehn Nächte festlegen, dieselben Überlieferer dieser Hadîthe authentisch berichten, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sich in den letzten zehn Nächten des Ramadân von seinen Frauen fernhielt, seine Nacht der Anbetung widmete und seine Angehörigen weckte, damit sie mit ihm gemeinsam die letzten zehn Nächte des Ramadân beten könnten; und das bezieht sich sowohl auf die geraden als auch die ungeraden Nächte. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) ermunterte vielmehr, den gesamten Monat Ramadân in Anbetung zu verbringen und er unterstrich dessen große Belohnung.

Ein Muslim, der dem Beispiel seines Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) folgt, sollte sich bemühen, jederzeit viele Handlungen des Gehorsams und der Anbetung zu vollziehen und sich daran gewöhnen, in der Anbetung Beständigkeit und Hingabe zu zeigen. Dies gilt insbesondere für den Monat Ramadân und noch mehr für dessen zehn letzte Nächte. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), dessen vergangene und zukünftige Sünden bereits vergeben wurden, pflegte seine Nächte der Anbetung zu widmen und sich von seinen Frauen zurückzuziehen, in der Hoffnung, die Belohnung der Laila Al-Qadr zu erhalten.

Anfangs vollzog er den Itikâf (Abgeschiedenheit in der Moschee für Ibâda) in den ersten zehn Nächten, um die Laila Al-Qadr zu finden und dann in den mittleren zehn Nächten. Daraufhin wurde ihm (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) eingegeben, dass sie vor ihm lag, d.h. in den letzten zehn Nächten. Als Mindestes sollten wir angesichts unserer Sünden und unserer Nachlässigkeit alle letzten zehn Nächte des Ramadân als Laila Al-Qadr betrachten. Und wenn wir können, sollten wir den ganzen Monat Ramadân oder sogar das ganze Jahr als Laila Al-Qadr ansehen. Es ist besser, mit Bedacht nach den Verdiensten/Segnungen dieser großen Nacht zu suchen, da es in allen Fällen ein so gewinnbringendes Geschäft ist. Das erklären die diesbezüglichen Aussagen unserer rechtschaffenen Vorgänger. Es wird berichtet, dass Imâm Mâlik ibn Anas und Ibn Al-Mubârak (Allâh erbarme sich ihrer) sagten: „Sucht die Laila Al-Qadr in den letzten zehn Nächten, sowohl in den ungeraden als auch den geraden“. Abdullâh ibn Mas’ûd (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) sagte: „Wer das ganze Jahr über sich der Anbetung befleißigt, wird mit Sicherheit die Laila Al-Qadr erreichen!“
 

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