Islām und Fair Trade - Teil 2

19/03/2017| IslamWeb

5. Dies ist wichtig, wenn man die gesellschaftlichen Interaktionen zwischen den Menschen in Betracht zieht.

 

Laut dem Propheten des Islâm (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) gilt Folgendes: „Die besten Einkünfte stammen aus einem gesegneten Verkauf und vom Produkt der eigenen Hände eines Mannes!“ Ein Verkauf würde nicht als „gesegnet“ betrachtet werden, wenn er Täuschung oder Betrug in irgendeiner Art und Weise beinhalten würde. Der Charakter eines muslimischen Händlers muss zu jeder Zeit vorbildlich sein!

 

Was Muslime betrifft,  so werden Geschäftsunternehmungen zwar hoch geschätzt, deren Realisierung in einer hastigen Art und Weise jedoch nicht. Tatsächlich ermuntert der Islâm zu individueller Initiative, Antrieb, Effizienz und unternehmerischen Einstellungen. Daneben hat man im Islâm ein Recht darauf, Gewinn zu machen und privates Eigentum zu besitzen. Der Islâm verabscheut Habgier, Skrupellosigkeit und eine Einstellung, bei der die Rechte und Bedürfnisse anderer missachtet werden. Exzessives Anhäufen von Besitz sollte für einen Muslim nicht das ultimative Ziel sein!

 

6. Modell des Fairen Handels

 

Indem man Landwirten und Feldarbeitern einen direkten Zugang zu internationalen Märkten sowie Werkzeugen und Ressourcen verschafft, die sie benötigen, um Erfolg zu haben und zu gedeihen, ermöglicht der Faire Handel eine nachhaltige lokale Entwicklung. Fairer Handel hat es ermöglicht, dass Bauern bedeutend höhere Einnahmen erzielen und Gesundheits-, Bildungs- und Frauenprogramme geschaffen werden, die für geschätzte fünf Millionen Menschen weltweit von Nutzen sind. Fairer Handel reicht Bewohnern von Entwicklungsländern die Hand. Obwohl er kein Almosen ist, verleiht er Regionen, in denen die globale Wirtschaft versagt hat, einen notwendigen Schub.

 

Die Qualifikation zum Fairen Handel befähigt Landwirte und Feldarbeiter dazu, sich selbst aus der Armut herauszuheben, indem sie in ihre Höfe und Gemeinden investieren, die Umwelt schützen und die Handelsfertigkeiten entwickeln, die notwendig sind, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein.

 

7. Dieses Modell dient als eine Alternative zum System des kapitalistischen Handels, bei dem Hürden geschaffen werden, um den Status Quo aufrechtzuerhalten. Fairer Handel eröffnet Landwirten, die sonst nicht in der Lage dazu wären, sich Zugang zu Weltmärkten zu verschaffen, Chancen.

 

Die Überschneidung

 

Um die Ähnlichkeiten zwischen islâmischen Handelssitten und Fairem Handel zu verstehen, dient eine Gegenüberstellung der Prinzipien als optimaler Rahmen. Neben den ausgewählten Prinzipien stehen ein entsprechender Qurân-Vers oder eine islâmische Lehre, der beziehungsweise die die Angelegenheit betrifft.

 

Die IFAT (International Fair Trade Association) schreibt die Normen vor, die Unternehmen des Fairen Handels in ihrer täglichen Arbeit einzuhalten haben.

 

8. Das erste Prinzip verlangt Transparenz und Rechenschaftspflicht. Wie bereits erwähnt: „Und gebt volles Maß, wenn ihr messt, und wägt mit der richtigen Waage…“ (Sûra 17:35). Dies zeigt die Wichtigkeit, bei unserem Geschäftsverkehr nicht betrügerisch zu sein, was ein gewisses Maß an Transparenz voraussetzt. Zweitens verlangen die Prinzipien, die Förderung eines fairen Handels und das Zahlen eines fairen Preises. Im Qurân finden wir: „Wir erlegen keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag. Und bei Uns ist ein Buch, das die Wahrheit redet, und es wird ihnen kein Unrecht zugefügt.“ (Sûra 23:62). Hierdurch wird betont, dass sowohl Weisungsbefugnis als auch Verantwortung vorhanden sein müssen, um ein faires Geschäft für alle - sowohl für Käufer als auch für Verkäufer - zu gewährleisten. Das nächste Prinzip fördert die Gleichstellung der Geschlechter. Der Prophet des Islâm (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) heiratete eine reiche Geschäftsfrau, was den Beweis dafür liefert, dass im Islâm die Teilnahme von Frauen am Geschäftsleben sowohl erlaubt als auch angeregt wird. Ein weiterer Beweis ist, dass im Islâm zudem hinsichtlich des Rechts auf Leben, Freiheit, Besitz, Würde und Bildung kein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht wird.

 

9. Ein weiteres Prinzip hält zur Verbesserung ökologischer Praktiken und zur Anwendung verantwortungsbewusster Produktionsmethoden an. Gleichermaßen verabscheut der Islâm verschwenderischen Konsum. Niemand ist dazu berechtigt, von Allâh bereitgestellte Ressourcen zu zerstören oder zu verschwenden. Dies betrifft zudem das Prinzip, das sich mit folgenden Dingen befasst: Das soziale, ökonomische und ökologische Wohlbefinden von marginalisierten kleinen Herstellern. Niemand darf auf ihre Kosten seinen Gewinn maximieren!

 

10. Was bedeutet das für Muslime?

Durch die Untersuchung verschiedener islâmischer Prinzipien wird ersichtlich, dass die Ideenlehre des Islâm tatsächlich deckungsgleich mit der des Geschäftsmodells des Fairen Handels ist. Muslime werden dazu ermuntert, sich an Märkten zu beteiligen, bei denen man sich Allahs bewusst ist. Von ihnen wird verlangt gerecht zu sein und ihren Brüdern und Schwestern dabei zu helfen, sich selbst zu versorgen. Während das Prinzip des Fairen Handels transparentes Management und Beziehungen einschließt, die auf das Fördern von Fairness und Respekt zwischen Handelspartnern abzielen, birgt der Islam dasselbe in sich. Im Zusammenhang mit dem Modell des Fairen Handels können Muslime dabei helfen, dies sogar über die momentan verfügbaren Märkte hinaus zu erweitern.

 

11. Fairer Handel erlaubt Landwirten in Entwicklungsländern, sich Märkte zu erschließen und durch faire Gelegenheiten, die völlig im Einklang mit dem Islâm stehen, ihren Lebensstandard zu verbessern. Dadurch ist die Vereinbarkeit der beiden bestätigt.     

 

Islâm und Fair Trade - Teil 1

 
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