Die Realität des Tauhîd (Monotheismus) und seine Kategorien – Teil 2
10/03/2011| IslamWeb
Anfechtung und Entgegnung darauf
Wir möchten hier auf eine Anfechtung aufmerksam machen, die einige gegen diese Klassifizierung anführen, indem sie behaupten, dass dies eine neue Klassifizierung ist, die die frühen Muslime nicht kannten und dass es dafür keine Beweise aus dem Qurân oder der Sunna gebe.
Diese Anfechtung erörterten bereits viele Gelehrte. Sie erklärten auch, dass das Klassifizieren des Tauhîds in drei Kategorien – nämlich Tauhîd der Herrschaft und Göttlichkeit (Aufrechterhaltung der Einheit in der Anbetungshandlung und die Einzigartigkeit der Namen und Eigenschaften Allâhs) als Erklärung für den Tauhîd gilt und dass es viele Beweise für diese Klassifizierung im Qurân und in der Sunna gibt, wobei man diese durch Induktion aus beiden erschlossen hat.
Wenn man also die Bedeutung des Tauhîd der Aufrechterhaltung der Einzigartigkeit in Taten erforscht, bemerkt man, dass es dafür viele Beweise im Qurân und in der Sunna gibt, denn Allâh ist der Herrscher, der Besitzer, der Schöpfer, und der Versorgende und verfügt über andere Eigenschaften der Göttlichkeit. Niemand verleugnet diesen Sinn. Außerdem bleibt dieser demjenigen, der den Qurân liest, nicht verborgen.
Dasselbe gilt für Tauhîd Al-Ulûhiyya (Alleinige Anbetung), der erfordert, dass die Menschen ihren Herrn anbeten und Ihm nichts beigesellen dürfen. Für diese Kategorie gibt es unzählige Beweise. Was aber den Tauhîd Al-Asmâ wa As-Sifât betrifft, so ähnelt er den zwei anderen. Diese Kategorie ist also im Qurân oft erwähnt. Es ist sogar sehr selten, dass man einen Qurân-Vers findet, der nicht mit einem oder zwei Namen Allâhs endet. Wie kann man dann behaupten, diese Klassifizierung sei unbekannt und es gebe keinen Beweis dafür? Scheich Bakr Abû Zaid sagte: „Auf diese, auf Induktion beruhende Klassifizierung machten die früheren Gelehrten aufmerksam, wie Ibn Mandah, Ibn Dscharîr At-Tabarî und andere. Ibn Taimiya, Ibn Al-Qayyim, Az-Zubaidî in seinem Werk Tâdsch Al-´Arûs, Scheich As-Schanqîtî in seinem Werk Adwâ Al-Bayân und andere sprachen sich dafür aus. Dies ist eine Induktion in den Quellentexten des Islam. Dies ist üblich in allen Disziplinen, wie etwa, wenn die Grammatiker die Worte der Araber erforschten, um einen Namen, eine Präposition und ein Verb abzuleiten, die die die alten Araber nicht verwendeten, wobei niemand die Grammatiker darin getadelt hat, obwohl das eine Art der Induktion ist.
Zu den Anfechtungen hinsichtlich dieses Themas gehört die Behauptung, dass der Wortlaut "Tauhîd" weder im Qurân, noch in der Sunna vorkomme. Die Person, die diese Anfechtung veröffentlichte, ist schon fehlgegangen, als sie diese verallgemeinert hat, weil dieser Wortlaut in authentischen Hadîthen vorkommt! Zu ihnen gehört, dass der Gesandte Allâhs in einem von Ahmad nach einer Aussage von Dschâbir möge Allâh mit ihm zufrieden sein überlieferten Hadîth sagte: „Einige Leute des Tauhîd werden im Feuer bestraft, bis sie Larven werden. Dann trifft sie die Barmherzigkeit, sodass sie daraus herausgebracht und an die Tür des Paradieses gestellt werden.“ Im Sahîh-Werk von Muslim steht im Kapitel des Haddsch nach einer Aussage von Dschâbir möge Allâh mit ihm zufrieden sein: „Was aber die Leute des Tauhîd betrifft,...“ Auch wenn der Begriff "Tauhîd" von Dschâbir möge Allâh mit ihm zufrieden sein und nicht vom Propheten ausgesprochen wurde, ist dies ein Beweis dafür, dass dieser damals bekannt war.
Logische Beweise für den Tauhîd
Der Verstand stimmt mit den Texten darin überein, dass Allâh Einzig ist. Zu den klarsten Beweisen dafür gilt Folgendes:
1. Die Einzigartigkeit des Systems. Dieser Beweis ist den folgenden Worten des Erhabenen zu entnehmen:
„Gäbe es in ihnen beiden andere Gottheiten denn Allâh, verdürben sie beide. So sei Allâh Preis, dem Herrn des Thrones, ob dem, was sie schildern!“ (Sûra 21:22)
Erklärung: Dieses Universum wurde gemäß einem einzigen System und absoluter Harmonie erschaffen. Es gibt also keine Widersprüche in der Erschaffung, kein Paradox im Lauf und System des Universums, denn die Multiplizität ist ein Grund der Verschiedenheit, auch wenn diese in einer einzigen Seite erfolgt. Falls beide Götter uneinig wären, hätte dies Folgen für das Universum.
2. Einheit beeinflussender Faktoren: Von ´Alî ist überliefert: „Wisse, o mein Sohn: Wenn dein Herr einen Teilhaber hätte, hätte dieser Gesandte zu dir geschickt, hättest du die Auswirkung seiner Herrschaft gesehen und seine Taten und Eigenschaften erkannt. Jedoch ist Er wahrhaftig ein Einziger Gott, wie Er über Sich gesagt hat. Niemand streitet mit Ihm über Seine Herrschaft, die unvergänglich ist.“
Das heißt: Gäbe es im Universum einen anderen Gott, hätte dieser Gesandte geschickt, Offenbarungsbücher herabgesandt, sich gezeigt und den anbetend Dienenden Anordnungen gemacht. Warum entsandte er also keine Gesandten? Warum wurden keine Bücher herabgesandt? Warum informiert er die Menschen nicht über seine Existenz? So ist das ein Beweis dafür, dass er überhaupt nicht existiert.
3. Feststellung, dass die Aufrufe zum Polytheismus nichtig sind. Obwohl viele behaupteten, dass das Universum einen Herrn sowie einen Gott außer Allâh hat, wie diejenigen, die die Göttlichkeit der Sonne, des Mondes, der Sterne oder Planeten behaupteten, wurde mittels rationaler Beweise sowie anhand von Quellentexten die Nichtigkeit dieser Behauptung festgestellt. Nur der großartige Schöpfer bleibt also bestehend, über Dessen Göttlichkeit sowie Herrschaft alle islamischen Normen sowie der Verstand einig sind.
Bedingungen für den Tauhîd
Zum unabdingbaren Grundwissen über die Religion, über das die Muslime einig sind, gehört, dass der Tauhîd nicht bloß ein Lippenbekenntnis ist, vielmehr sind es Worte, die mit der Zunge gesagt und mit Taten bestätigt werden müssen und die tief im Herzen, als Glaube verwurzelt sind. Zu Al-Hasan Al-Basrî wurde gesagt: „Die Leute behaupten Folgendes: Wer ‚Es gibt nichts Anbetungswürdiges außer Allâh‘ sagt, betritt das Paradies“ Da sagte er: „Wer ‚Es gibt nichts Anbetungswürdiges außer Allâh‘ sagt und seine Verpflichtungen erfüllt, der betritt das Paradies.“ Al-Hasan sagte einmal zu Al-Farazdaq, als dieser seine Ehefrau beerdigte: „Was hast du für diesen Tag [Auferstehungstag] vorbereitet?“ Er antwortete: „Das Bezeugen, dass es nichts Anbetungswürdiges außer Allâh gibt, woran ich seit siebzig Jahren glaube.“ Daraufhin sagte Al-Hasan: „Wie vortrefflich ist diese Vorbereitung! Jedoch hat ‚Es gibt nichts Anbetungswürdiges außer Allâh‘ Bedingungen. Hüte dich denn davor, den ehrbaren Ehefrauen Untreue vorzuwerfen!“
Man fragte Wahb ibn Munabbih: „Ist ‚Es gibt nichts Anbetungswürdiges außer Allâh‘ nicht der Schlüssel zum Paradies?“ Er entgegnete: „Doch, jedoch hat jeder Schlüssel einen Bart. Benutzt du also einen Schlüssel, der einen Bart hat, dann wird er funktionieren, sonst wird er nicht funktionieren. So ist der Bart von ‚Es gibt nichts Anbetungswürdiges außer Allâh‘ die inneren und äußeren rechtschaffenen Werke, deren Stufen verschieden sind. Die Stufe einiger ist vielleicht höher als die der anderen, sodass diese zu einer Voraussetzung des Glaubens erhoben werden. Die Stufe der anderen ist vielleicht nicht hoch, sodass diese als Pflicht oder sogar nur als etwas Erwünschtes betrachtet werden, dessen Fehlen den Glauben herabsetzt, aber nicht nichtig macht.“
Die Gelehrten erforschten die Bedingungen für den Tauhîd und auch, was diesen von Allâh angenommen und bei Ihm gültig macht. Sie haben aus den Quellen sieben Bedingungen erkannt:
1. Das Wissen um die Bedeutung von ‚Es gibt nichts Anbetungswürdiges außer Allâh‘: Es reicht also nicht – damit man zu den Leuten des Tauhîds gezählt wird -, dass man diese Worte wiederholt, ohne deren Bedeutung zu verstehen.
Der Erhabene sagt zu Seinem Propheten:
„Wisse also, dass es nichts Anbetungswürdiges außer Allâh gibt!“ (Sûra 47:19)
In einem von Muslim nach einer Aussage von ´Uthmân überlieferten Hadîth sagte der Prophet : „Wer stirbt, während er bezeugt, dass es nichts Anbetungswürdiges außer Allâh gibt, der betritt das Paradies.“
2. Die Verinnerlichung: Das heißt, dass das Herz desjenigen, der dieses Wort ausspricht, weder an ihm noch an dessen Inhalt zweifelt, und zwar auf Grund der Worte des Erhabenen:
„Die den Glauben Verinnerlichenden sind ja diejenigen, die an Allâh und Seinen Gesandten glauben und hierauf nicht zweifeln und sich mit ihrem Besitz und mit ihrer eigenen Person um Allâhs willen abmühen. Diess sind die Wahrhaftigen.“ (Sûra 49:15)
In einem von Muslim überlieferten Hadîth sagte der Gesandte Allâhs : „Das Bezeugen, dass es nichts Anbetungswürdiges außer Allâh gibt und dass ich Allâhs Gesandter bin: Wer immer Allâh mit diesem begegnet, ohne daran zu zweifeln, betritt das Paradies.“ Das bloße Aussprechen ist also nicht genug, vielmehr muss das Herz davon überzeugt und frei von Zweifeln sein. Ist diese Überzeugung nicht vorhanden, so ist es Heuchelei, wobei die Heuchler diejenigen sind, deren Herzen in Zweifel geraten. Allâh der Erhabene sagt:
„Um Erlaubnis bitten dich nur diejenigen, die an Allâh und den Jüngsten Tag nicht glauben und deren Herzen zweifeln; so zaudern sie in ihrem Zweifel.“ (Sûra 9:45)
3. Mit den Konsequenzen dieses Bekenntnisses zufrieden sein. Damit ist das Gegenteil der Zurückweisung sowie der Hochmütigkeit gemeint, weil Allâh uns über einige Völker informiert hat, die es ablehnten „Es gibt nichts Anbetungswürdiges außer Allâh“ zu sagen, was ein Grund für deren Bestrafung war.
Der Erhabene sagt:
„Gewiss, so verfahren Wir mit den Übeltätern, denn sie pflegten, wenn zu ihnen gesagt wurde ‚Es gibt nichts Anbetungswürdiges außer Allâh‘, sich hochmütig zu verhalten…“ (Sûra 37:34-35)
4. Das Umsetzen dessen, worauf dieses Bekenntnis hinweist: Das heißt, dass ein anbetend Dienender sich demgemäß verhält, was Allâh ihm angeordnet hat, und sich von dem fernhält, was Allâh ihm verboten hat. Der Erhabene sagt:
„Wer sich Allâh völlig hingibt und dabei Gutes tut, der hält sich an die festeste Handhabe. Und zu Allâh ist das Ende der Angelegenheiten.“ (Sûra 31:22)
Abdullâh ibn Abbâs sagte: „Mit ‚die festeste Handhabe‘ ist ‚Es gibt nichts Anbetungswürdiges außer Allâh‘ gemeint.“ Diese Bedingung erfordert, dass jemand, der dieses Wort ausspricht, aber trotz Wissens und Fähigkeit nichts Gutes durchführt, nicht als ein den Glauben Verinnerlichender betrachtet wird.
5. Wahrhaftigkeit: Das heißt, dass man dieses Wort aufrichtig ausspricht während das Herz mit der Zunge übereinstimmen muss.
Der Erhabene sagt:
„Unter den Menschen gibt es manche, die sagen „Wir glauben an Allâh und an den Jüngsten Tag.“, doch verinnerlichen sie den Glauben nicht. Sie betrügen Allâh und diejenigen, die den Glauben verinnerlichen. Aber sie betrügen nur sich selbst und sie merken es nicht.“ (Sûra 2:8-9)
6. Die aufrichtige Verehrung: Damit ist gemeint, dass man durch dieses Wort Allâhs Zufriedenheit anstrebt.
Der Erhabene sagt:
„Und nichts anderes wurde ihnen angeordnet, als nur Allâh anbetend zu dienen- Ihm gegenüber aufrichtig in der Religion, als Anhänger des rechten Glaubens, und das rituelle Gebet zu verrichten und die Zakât zu entrichten; das ist die Religion des rechten Verhaltens.“ (Sûra 98:5)
7. Die Liebe zu diesem Bekenntnis sowie zu denjenigen, die sich gemäß diesem Wort verhalten und die sich zu seinen Bedingungen verpflichten, sowie die Ablehnung dessen, was diesem Wort widerspricht.
Der Erhabene sagt:
„Und zu den Leuten gehört, wer unter Ausschluss von Allâh als gleichartig betrachtete Partner nimmt und sie liebt wie die Liebe zu Allâh – und jene, die den Glauben verinnerlicht haben, sind stärker an Liebe zu Allâh.“ (Sûra 2:165)
Wahrhaftig, der Tauhîd ist in seiner Vielseitigkeit und seinen Schattierungen so umfangreich, dass er alle Aspekte des Lebens erfüllen und führen kann, sogar das Aufstehen, Schlafen, Bewegen, Ruhen - sowie der Tod eines Menschen dem Tauhîd ergeben und für den Tauhîd sein wird.
Der Erhabene sagt:
"Sprich: „Wahrhaftig, mein Gebet und mein Opfern und mein Leben und mein Sterben sind für Allâh, den Herrn der Geschöpfe!“" (Sûra 6:162)
Die Realität des Tauhîd (Monotheismus) und seine Kategorien – Teil 1