Sehnsucht nach dem Ramadân – Teil 1
15/08/2011| IslamWeb
Der Muslim soll die großartigen Gnaden Allâhs schätzen, zu denen die Vorzüge bestimmter Zeiten und die Gelegenheit gehören, Allâh während dieser anzubeten:
Der Imâm Ibn Radschab sagte: „Allâh hat einige Monate vortrefflicher als andere gemacht, genauso wie Er einige Tage und Nächte vortrefflicher als andere gemacht hat. Ein Beispiel dafür ist, dass die Lailat Al-Qadr besser als 1000 Monate ist; Allâh schwört außerdem bei den ersten zehn Tagen des Monats Dhû Al-Hiddscha, um deren Wert zu bezeugen.“
All diese vortrefflichen Zeiten beinhalten bestimmte Anbetungshandlungen und spezielle Formen des Gehorsams gegenüber Allâh. Glücklich ist, wer diese Zeiten, Monate, Tage oder Stunden nutzt, um sich Ihm zu nähern.
Muhammad ibn Maslama berichtete, dass der Prophet sagte: „Zu Allâhs Tagen gehören Zeiten der Barmherzigkeit, deshalb setzt euch ihnen aus; vielleicht wird einer von euch etwas von dieser Barmherzigkeit erlangen und deshalb danach nie wieder leiden.“ (At-Tabarânî)
Mudschâhid sagte: „Jeder neue Tag, der eintrifft, richtet sich an den Sohn Âdams und sagt: »O Sohn Âdams! Ich bin in diesem Moment zu dir gekommen und werde nicht wiederkehren; Analysiere deshalb, was du während meinem Aufenthalt tust.« Ist er einmal zu Ende, wird er eingestellt und versiegelt und wird so bleiben, bis Allâh das Siegel am Tag der Auferstehung öffnet.“
Er sagte auch: „O Sohn Âdams! Ein neuer Tag ist dein Gast, und jeder Gast geht letztendlich entweder mit Lob oder Tadel für dich – und deine Nächte tun dasselbe.“
Bakr Al-Muzanî sagte: "Jeder neue Tag ruft: »O Sohn Âdams! Nutze mich! Vielleicht wirst du nach mir keinen Tag mehr haben!« – und die Nächte sagen dasselbe."
Einst kamen drei Männer zum Propheten und nahmen den Islâm an, sie gingen dann und wohnten bei Abû Talha . Später schickte der Prophet diese Männer in einem Trupp Soldaten in eine Schlacht und einer von ihnen starb als Märtyrer. Zu einem späteren Zeitpunkt schickte der Prophet die zwei Übriggebliebenen in einem anderen Trupp Soldaten zu einer anderen Schlacht, bei der ein weiterer von den Dreien als Märtyrer starb. Später starb der Dritte in seinem Haus. Hiernach sagte Abû Talhah : „Ich sah diese drei Männer in einem Traum und sah, dass sie im Paradies waren. Der Führer der Drei war der Letzte, der auf seinem Bett in seinem Haus starb, gefolgt von dem zweiten Märtyrer, wohingegen der erste, der als Märtyrer starb, der Letzte war. Also ging ich zum Propheten und erzählte ihm von dem Traum; er sagte: „Bist du über die Reihenfolge, in der sie im Paradies waren überrascht? Verweilte der Letzte nicht ein Jahr länger, in dem er den Monat Ramadân fastete und diese und jene Gebete betete?“ - „doch!“, da sagte er „die Entfernung zwischen ihnen (im Paradies) ist so wie die zwischen den Himmeln und der Erde.“
Einige frühe Gelehrte sagten: „Das Gebet nimmt dich die halbe Strecke mit, das Fasten führt dich zum Tor des Königs (Allâh) und das Spenden nimmt dich an deiner Hand und bringt dich zu Ihm (zur Erlangung Seiner Zufriedenheit).“
Entschuldige, O Ramadân! Du kamst zu Menschen, die sich darauf vorbereiteten, dich zu treffen, deine Geheimnisse verstanden und sich über deine Wirklichkeit erfreuten; sie erwarteten deine Ankunft und bereiteten sich auf dich vor, indem sie beteten, fasteten und andere Anbetungshandlungen ausführten; sie baten Allâh sechs Monate vor deiner Ankunft darum, dass Er ihnen erlaubt, lang genug zu leben, um deine vortreffliche Zeit zu genießen, sie baten Allâh für den Rest des Jahres darum, die Taten anzunehmen, die sie während deines Aufenthalts verrichteten. Sie sagten: „O Allâh! Lass uns lang genug leben, um den Ramadân zu erreichen und nimm die darin verrichteten Taten an!“
Diese Leute würdigten, dass du kamst um ihnen zu lehren, wie man sich über das animalische Benehmen erhebt, dessen Hauptziel Essen, Trinken und die Befriedigung des sexuellen Triebs ist. Sie erkannten, dass du kamst, um ihnen zu lehren, wie sie auf ihr Verlangen verzichten können.
Einst fastete ‘Abdur-Rahmân ibn ‘Auf und als die Zeit kam, um sein Fasten zu brechen, wurden ihm zwei verschiedene Speisen gebracht. Als er dies sah, begann er zu weinen. Seine Frau fragte ihn, warum er weine, worauf er antwortete: „Ich erinnere mich an den Tag, an dem Mus’ab ibn ‘Umair starb und nichts gefunden werden konnte, um ihn zu bedecken, außer ein kurzes Gewand, das so kurz war, dass wenn wir seinen Kopf bedeckten, seine Füße zu sehen waren, und wenn wir seine Füße bedeckten, sein Kopf unbedeckt war. Doch heute genieße ich diese verschiedenen Speisen, und ich fürchte, dass wir unseren gesamten Anteil an Freuden verbrauchen, wenn wir sie jetzt genießen.“
O Ramadân! Doch wen triffst du heutzutage an, wenn du eintriffst? Menschen, deren Meinung von dir ist, dass du ein Monat des Hungers und des Durstes tagsüber seist, und gefüllte Mägen in der Nacht, Menschen, die dich für einen Monat des Kochens verschiedener Mahlzeiten in ungeheuerlichen Mengen halten, Menschen, deren Vorbereitungen für dein Kommen allein darin bestehen, Essen und Trinken zu horten. Es ist so, als wärst du lediglich zu ihnen gekommen, um ihnen die Kunst des Kochens und der verschiedenartigen Zubereitung von Mahlzeiten zu lehren.
Entschuldige, O Ramadân! Du kamst zu Menschen, die in deinen Nächten andächtig wachen. Sie erkannten, dass du eine Zeit der Tugendhaftigkeit bist und opferten deshalb alles während deines Aufenthalts. Sie hörten die Worte Allâhs : „(Vorgeschrieben ist es euch) an bestimmten Tagen…“ (Sûra 2:184) Deshalb wollten sie in diesen wenigen Tagen nichts verpassen.