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Zum Wohl unserer Umma schweigen - Teil 2

Zum Wohl unserer Umma schweigen - Teil 2

Denkt daran, dass das Schweigen – de facto das Beherrschen unseres Zorns, wenn wir provoziert werden – von Allâh geliebt wird. Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wer seinen Zorn zu einem Zeitpunkt beherrscht, an dem er die Mittel hat, dementsprechend zu handeln, dessen Herz wird Allâh am Tag der Auferstehung mit Zufriedenheit füllen.“ (At-Tabarânî). Die meisten von uns können ihren Zorn beherrschen, wenn sie nicht die Möglichkeit haben dementsprechend zu handeln. Die wahre Prüfung besteht jedoch darin, wenn man die Möglichkeit hat dementsprechend zu handeln, sich dies für das übergeordnete Wohl zu versagen. Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) lehrte uns dies, als einige Leute der Quraisch damit begannen, ihn „Mudhammam“ (den Abscheulichen) zu nennen. Dieser Name begann sich in ganz Makka zu verbreiten. Seine Gefährten waren zutiefst verletzt und verärgert zu sehen, dass er verspottet wurde. Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) versuchte ihren Schmerz zu lindern und sagte zu ihnen: „Sie verfluchen nur Mudhammam. Mein Name ist Muhammad.“ (Al-Buchârî).

 

Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) hätte darauf reagieren können, doch dies hätte von seinen Zielen abgelenkt und ihn in etwas verwickelt, was wesentlich unwichtiger ist als sein Entsendungsgrund - nämlich die Menschen zum Islâm einladend aufzurufen.

 

Leider reagieren wir in unserer heutigen Zeit hastig und lassen unserer Zunge freien Lauf, wohingegen der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) einst sogar zu Mu'âdh ibn Dschabal  möge Allah mit ihm zufrieden sein sagte: „Wird irgendetwas außer dem [unverantwortlichen] Gerede die Menschen dazu veranlassen, auf ihren Gesichtern oder auf ihren Nasenlöchern ins Höllenfeuer geworfen zu werden?“ (At-Tirmidhî). Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) stand auf, nachdem Abû Bakr geantwortet hatte, weil der Satan Abû Bakr zum Widersprechen provoziert hatte. Der Satan ließ das Problem in Abû Bakrs Verstand eskalieren; denn wenn man einmal etwas entgegnet hat, führt dies zu einem hitzigen Gespräch, und höchstwahrscheinlich entsteht Feindschaft zwischen den zwei Leuten. 

 

Es ist wichtig, die islâmische Perspektive für das Verleumden zu verstehen, da dies unsere Willenskraft stärkt. Wenn ein Muslim verleumdet wird, dann obliegt gemäß der Scharia die Beweislast dem Verleumder. Dies bedeutet, dass derjenige, der verleumdet wird, nicht dazu verpflichtet ist, sich vor einem islâmischen Gerichtshof zu verteidigen. Vielmehr ist es der Verleumder, der Beweise sammeln und präsentieren muss, um seine Behauptung zu untermauern. In unserem demokratischen System ist dies als „unschuldig, bis die Schuld bewiesen ist“ bekannt. Als Âischa  möge Allah mit ihr zufrieden sein einer abwegigen Tat bezichtigt wurde, überließ das islâmische Gericht die Last dem Verleumder, dessen Behauptung zu beweisen. Als er nicht in der Lage war, seine verleumderische Behauptung zu beweisen, lautete seine Bestrafung 80 Peitschenhiebe. Den gesamten Prozess hindurch war Âischa  möge Allah mit ihr zufrieden sein gemäß der Scharia nicht dazu verpflichtet, sich zu verteidigen. Die Lehre, die daraus gezogen werden muss, lautet, dass ein Unschuldiger, wenn jemand ihn verleumdet, nicht dazu verpflichtet ist sich zu verteidigen. Eine weitere Lehre, die aus diesem Hadîth gezogen werden muss, ist die Bestrafung des Verleumders. Wenn ein Verleumder im Diesseits mit 80 Peitschenhieben bestraft wird, dann stellt euch seine Bestrafung im Jenseits vor!

 

Wenn wir sehen, dass jemand einen anderen beleidigt, dann ist dies etwas anderes – besonders dann, wenn dieser schwächer ist. Wie wir wissen, sagte der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): „Wer von euch eine falsche Handlung sieht, der soll sie mit seinen Händen abwehren! Wenn er dies nicht kann, dann mit seiner Zunge! Wenn er dies nicht tun kann, dann soll er es mit seinem Herzen verabscheuen! Und dies ist die schwächste Form des Glaubens.“ (Muslim). Dies sollte mit dem Beispiel des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) relativiert werden, der es nicht zuließ, dass Ärger ihn übermannte oder dass Kraftausdrücke seine Sprache befleckten. 

 

Wenn man sich dennoch verteidigen will, dann hat man das Recht dazu. Die Sûra Âli Imrân besagt, dass man das Recht besitzt, sich bis zu dem Punkt selbst zu verteidigen, an dem man Gerechtigkeit erlangt, was bedeutet, dass man sich lediglich gegen die Vorwürfe gegen einen selbst verteidigen kann und nicht darüber hinaus. Wir wissen, dass Uthmân  möge Allah mit ihm zufrieden sein am Ende seines Kalifats von Leuten brutal ermordet wurde, die böse Lügen über ihn verbreitet hatten. Wenn verbale Beleidigungen und Verleumdung den Punkt erlangen, dass sie zu Aufruhr führen, dann obliegt es uns, in angemessener Weise zu reagieren. Die Sûra besagt dann weiter, dass die Besten unter euch diejenigen sind, die vergeben. Sûra An-Nahl besagt ebenfalls, dass man sich soweit verteidigen kann, wie die falsche Behauptung geht, jedoch nicht darüber hinaus. Die Sûra betont abermals, dass es besser sei, wenn man geduldig ist. Die Sûra besagt: „Sei standhaft; deine Standhaftigkeit ist nur durch Allâh (möglich)…“ (Sûra 16:127). Der Vers ermuntert uns, standhaft zu sein, da er uns dazu auffordert, nicht über sie (die Quraisch) zu trauern und nicht betrübt über deren Pläne zu sein. Allâh ist wahrhaftig mit denjenigen, die Ihn fürchten und mit denjenigen, die das Gute tun. Im Falle des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) war es besser zu schweigen, da die Worte der Quraisch leer waren und eine Reaktion darauf die schlechtere Option gewesen wäre.

 

Bei einem derartigen Szenario, dem wir alle an einem gewissen Punkt unseres Lebens begegnen, schweigt deshalb der wahre islâmische Mensch mit Weitblick zum Zeitpunkt, an dem er persönlich beleidigt wird, da das Schweigen die Verteidigung eines Engels gewährleistet, da das Schweigen eine Belohnung im Paradies garantiert, da das Schweigen ein Leben in den Fußstapfen des geliebten Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) gewährleistet, da das Schweigen veranlasst, dass Feinde zu Freunden werden, und da das Schweigen eine vereinte Umma garantiert.

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