Der Prophet verfügte alleine über "die umfassenden Worte" und aus seinen Worten ergossen sich die wunderschönsten Weisheiten. Der Prophet sagte: "Ich wurde mit den umfassenden Worten entsandt." Seine Reden und Predigten waren durch einfache Worte und hohen Stil gekennzeichnet. Sie bestanden aus wenigen Worten mit großer Bedeutung. Sie waren weder schwer formuliert, noch enthielten sie unwichtige Details. Von ´ischa wurde berichtet, dass sie sagte: "Der Prophet sprach in Worten, die ein Zähler mitzählen hätte können." Überliefert von Al-Buchârî.
Wenn man sich die Methodik der Predigten des Propheten anschaut, so stellt man fest, dass sie kurz und nicht lang waren. Selbst der Prophet sagte: "Die Länge des Gebetes und die Kürze der Predigt eines Mann deuten auf sein Verständnis (der Religion) hin. Also verlängert das Gebet und kürzt die Predigten!" Überliefert von Muslim.
Eine kurze Predigt bedeutet also, dass der Prediger islâmisch gebildet ist, da er umfassende Ausdrücke verwendet. So spricht er in prägnanten Worten, statt ausschweifend und viel zu reden. Die Sunna des Propheten lautet hier: Nicht so lang reden, dass es langweilig wird und nicht so kurz reden, dass die Bedeutungen unklar werden. In diesem Zusammenhang sagt Dschâbir ibn Samura : "Das Gebet des Propheten war mittelmäßig lang. Und seine Predigt war mittelmäßig lang. Er las Qurân-Verse und ermahnte die Leute." Überliefert von Abû Dâwûd.
Zu seiner Sunna beim Predigen gehört, dass er immer, wenn er das Minbar bestiegen hatte, sich den Leuten zuwandte und sie begrüßte, dann erst setzte er sich. Nach dem Adhân (Gebetsruf) von Bilâl eröffnete der Prophet seine Rede mit der Lobpreisung Allahs, des Erhabenen, sprach das Glaubensbekenntnis, dann erinnerte er die Zuhörer an die Gnaden und Gaben Allâhs. Dschâbir beschreibt den Propheten während der Predigt, indem er sagt: "Wenn der Prophet predigte, erröteten seine Augen, er erhob seine Stimme, wurde lauter und steigerte sich in Euphorie, als ob er die Leute vor einem Heer warnte, das tags und nachts angreift. Dann sagte er: «Die besten Worte sind das Buch Allâhs, und die beste Rechtleitung ist die Rechtleitung Muhammads. Und die schlimmsten Dinge sind die Änderungen (in der Religion) und jede Veränderung ist ein Irrweg.»" Überliefert von Muslim.
In seinen Predigten wählte er die umfassenden Worte aus, mit denen er seine Gefährten die islâmischen Grundlagen und die großartige Scharî'a lehrte. Er empfahl ihnen das an, was sie Allâh, dem Reinen und Erhabenen, näherbringt und was Er ihnen bereithält: ein ewiger Aufenthalt in Seinem Paradies. Und er verbot ihnen alles, was ihnen den Fluch Allâhs und Seinem Höllenfeuer näher bringt. Seine Predigten waren voller Qurân-Verse. Es ist überliefert, dass er auf dem Minbar las: "Und sie rufen: «O Mâlik, dein Herr soll unserem Leben ein Ende setzen.» Er sagt: «Gewiss, ihr werdet (hier) bleiben.»" (Sûra 43:77) Überliefert von Al-Buchârî.
Seine Predigten beinhalteten stets Qurân-Verse über die Gottesfurcht. Es ist authentisch überliefert, dass er mit dem Qurân predigte, sodass er einmal die Sûra Qâf (die 50. Sûra des Qurân) vollständig in einer Predigt vortrug.
Die Predigten des Propheten richteten sich nach zeitgemäßen Themen, die dem Zuhörer ein Anliegen waren. Amr ibn Achtab sagte: "Einmal beteten wir hinter dem Propheten das Morgengebet, dann stieg er auf den Minbar und begann zu predigen, bis das Mittagsgebet hereintrat, da stieg er hinab und wir beteten gemeinsam, dann stieg er wieder hinauf und predigte weiter bis zum Nachmittagsgebet, dann stieg er hinab und wir beteten gemeinsam, dann stieg er wieder hinauf und predigte weiter bis die Sonne unterging. Er berichtete uns von dem, was war und was sein wird. Der Wissendste unter uns ist derjenige, der mehr auswendig lernte." Überliefert von Muslim.
Der Prophet berücksichtigte die Interessen der Menschen während der Predigt; oft predigte er kurz, aber manchmal hielt er sie lange, wenn es den Menschen von Bedeutung war, wie es der Fall in der Abschiedspredigt war, in der er lange sprach, denn dies war aller Anliegen, es waren viele Menschen da, die seine Worte hören wollten.
Zur Vollkommenheit seiner Sunna gehörte, dass er seine Predigt kurz unterbrach, wenn es nötig war, wie der Hinweis auf etwas Wichtiges, oder um jemandem, der sich nicht rechtmäßig verhält, einen Rat zu geben. Einmal unterbrach er seine Predigt, um auf die Wichtigkeit des Beten der zwei Rak'as (das Begrüßungsgebet für die Moschee) hinzuweisen. Von Dschâbir wurde berichtet, dass er sagte: "Als der Prophet die Freitagsrede hielt, kam ein Mann. Der Prophet fragte ihn: «Hast du gebetet, du so und so?» Er antwortete: «Nein.» Da sagte ihm der Prophet : «Steh auf und bete zwei Rak'as!»" Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.
Auch aus Mitgefühl für Kinder unterbrach der Prophet die Predigt, wie es der Fall war, als er vom Minbar stieg, um Al-Hasan und Al-Husain zu tragen.
Zu seiner Sunna gehört auch, dass die Predigt in zwei Teilen, also mit einer Pause, gehalten wurde. In der Pause sprach er nicht. Von Dschâbir ibn Samura wurde berichtet: "Ich sah den Propheten stehend predigen, dann setzte er sich und sprach nicht, dann stand er auf und predigte nochmals." Überliefert von An-Nasâ`i.
Zum Schluss seiner Predigt betete er für die gläubigen Männer und Frauen um Vergebung und Barmherzigkeit, dann beendete er sie mit der Bitte um Vergebung.
Zu seiner Sunna gehört auch, dass er am Freitagsgebet die 87. und 88. Sûra rezitierte, manchmal die 62. und 63. Sûra.
In diesem Zusammenhang ist noch zu erwähnen, dass er nicht nur freitags predigte, sondern auch an den beiden Festen und beim Istisqâ-Gebet (Gebet um Regen). Aber auch zu anderen wichtigen Anlässen hielt er Predigten.