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Ein prophetischer Leitfaden im Umgang mit Menschen in besonderen Lebenslagen

Ein prophetischer Leitfaden im Umgang mit Menschen in besonderen Lebenslagen

Prüfungen in der Schöpfung sind eine fortlaufende Gesetzmäßigkeit, die Allâh der Erhabene in Seiner Weisheit und gemäß Seiner Herrschaft bestimmt. Den notleidenden Menschen wurden zahlreiche Anleitungen gegeben, um ihre Herzen zu beruhigen, ihre Seelen zufrieden zu stellen und ihnen das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, der Benachteiligung und der Minderwertigkeit gegenüber anderen Menschen zu nehmen. Betrachten wir den prophetischen Weg im Umgang mit Menschen mit Unterstützungsbedarf, so zeigt sich darin Barmherzigkeit und Gerechtigkeit in ihrer schönsten Form. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) behandelte sie auf eine Art und Weise, die ihr Gefühl der Geborgenheit und Zufriedenheit stärkte.

1. Wahl von Namen, die ihnen keine Minderwertigkeitsgefühle vermitteln

Spitznamen und Bezeichnungen können negative Auswirkungen auf die Seele des von Allâh Geprüften haben. Betrachtet man die sprachliche Geschichte der Bezeichnung von Menschen mit Behinderungen, so fällt auf, dass abwertende Begriffe wie ‚Krüppel‘, ‚Missgebildeter‘, ‚Zurückgebliebener‘, ‚Verrückter‘ oder ‚geistig Behinderter‘ das Selbstbild und die gesellschaftliche Wahrnehmung dieser Menschen nachhaltig negativ beeinflusst haben. Diese negativen Zuschreibungen haften oft von Kindheit an und führen zu einem Stigma, das soziale Beziehungen erheblich erschwert. Mit der Entwicklung von Wissen und Studien, die positive Bezeichnungen wie „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“ oder „Menschen mit Schwierigkeiten“ empfehlen, entsteht ein positives Bild und eine gute Interaktion dieser Menschen mit der Gesellschaft.

Wenn wir die Sunna betrachten, stellen wir fest, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) in dieser wichtigen Angelegenheit Vorreiter war. Al-Baihaqî verzeichnete in „As-Sunan Al-Kubrâ“ und „As-Schu‘ab“ von Dschubair ibn Mut‘im (möge Allâh mit ihm zufrieden sein), dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Lasst uns den Sehenden bei den Banû Wâqif besuchen, um nach ihm zu sehen.“ Man sagte: „Er war ein blinder Mann.“ Wâqif war der Sohn von Imru Al-Qais ibn Mâlik ibn Al-Aus.

Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) wählte also die Bezeichnung „Sehender“ anstelle von „Blinder“, obwohl er, wenn er ihn „Blinder“ genannt hätte, weder von der Realität noch von der Scharîa abgewichen wäre. Aber darin liegt eine tiefgreifende pädagogische Weisheit im Umgang mit diesem Menschen. Es ist ein Wort, das ihm Optimismus und ein Gefühl der Vollkommenheit vermittelt. Darüber hinaus suchte der Prophet ihn persönlich auf, betrat sein Haus und setzte sich zu ihm. Dies spendete ihm Trost, beruhigte seine Seele und erfreute ihn.

2. Menschen mit besonderen Bedürfnissen persönlich besuchen

Zum prophetischen Umgang mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen gehört es, sie zu besuchen und ihre Einladungen anzunehmen. Dies vermittelt ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit zur Gesellschaft und der Gleichwertigkeit mit gesunden Menschen, sodass sie sich nicht als weniger wertvoll empfinden als andere. In „Sahîh Al-Buchârî“ wird von Mahmûd ibn Ar-Rabî Al-Ansârî überliefert, dass Utbân ibn Mâlik seine Leute als Imâm beim rituellen Gebet leitete. Er war blind. Utbân sagte zum Gesandten Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): „O Gesandter Allâhs, manchmal ist es dunkel und regnerisch und draußen ist viel Wasser. Ich bin ein Mann, der sein Augenlicht verloren hat. So bete, o Gesandter Allâhs, in meinem Haus an einem bestimmten Platz, den ich mir als Gebetsstätte einrichte.“ Der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) kam zu ihm und sagte: „Wo möchtest du, dass ich bete?“ Er zeigte auf einen Platz im Haus, und der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) betete dort.

3. Erfüllung ihrer Bedürfnisse

In Sahîh Muslim wird von Anas überliefert, dass eine Frau, die geistig beeinträchtigt war, sagte: „O Gesandter Allâhs, ich habe ein Anliegen an dich.“ Er sagte: „O Mutter von Soundso, sieh, welchen Weg du gehen willst, damit ich (mir deine Bitte anhöre, dich begleite und) deine Bitte (von den Leuten auf dem Weg) erfüllen lasse.“ Der Prophet begleitete sie auf einem der Wege, bis sie bekam, was sie brauchte.

Al-Hâfidh Ibn Hadschar erklärt in „Al-Fath“, dass er sich mit ihr nicht in die Einsamkeit zurückzog, so dass er für die Anwesenden nicht sichtbar war, sondern dass er sich mit ihr nur so weit zurückzog, dass die Anwesenden ihre Klage und die zwischen ihnen gesprochenen Worte nicht hören konnten.

Die Aussage „sie war geistig beeinträchtigt“ bedeutet, dass sie eine gewisse Kühnheit besaß oder an einer geistigen Behinderung litt. Dies ist eine Beschreibung ihrer Situation und erklärt das Mitgefühl und die Rücksichtnahme, die der Prophet ihr entgegenbrachte. Es könnte aber auch erklären, warum sie es wagte, dies zu tun (s. „Aun Al-Ma‘bûd“).

Ihre geistige Behinderung verstärkte sein Mitgefühl und motivierte ihn, ihr zuzuhören und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Er hörte auf ihre Klagen, im Gegensatz zu jenen hartherzigen Menschen, die behinderte Menschen vernachlässigen und ihre Bedürfnisse ignorieren. Sie nehmen die Behinderung als Vorwand für Vernachlässigung und Gleichgültigkeit. Die prophetische Haltung betont, dass Menschen mit besonderen Bedürfnissen besondere Aufmerksamkeit, Fürsorge, Hilfe und Erfüllung ihrer Bedürfnisse verdienen.

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